Corona-Infos | Humboldt-Realschule Bönen

Fünf Wochen Distanzunterricht – ein kleines (Zwischen) - Fazit

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen,

fünf Wochen Unterricht auf Distanz und verlängerte Weihnachtsferien liegen nun hinter uns – wir haben uns seit dem 14. Dezember nahezu alle nicht mehr in der Schule gesehen. Deshalb ist es an der Zeit, einmal ein Zwischenfazit zu ziehen. Dabei beziehe ich die Rückmeldungen von euch, liebe Schülerinnen und Schüler, von Ihnen, liebe Eltern, für die ich mich ganz besonders bedanken möchte, und auch von Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, natürlich mit ein und verbinde dies mit meiner eigenen Einschätzung.

Im Dezember haben wir versucht, auch im Distanzunterricht möglichst den „normalen“ Schulalltag abzubilden, das heißt wir haben die Aufgaben für den jeweiligen Tag um 7.45 Uhr freigeschaltet und die Abgabe bis 13.30 Uhr erbeten. Schnelle Rückmeldungen haben gezeigt, dass das in vielen Familien für sehr großen Druck gesorgt hat. Berufstätige Eltern, die ihre Kinder u.a. beim Herunterladen der Aufgaben gerne unterstützen wollten, konnten dies angesichts des engen Zeitfensters nicht realisieren. Zudem gab es Probleme in Familien mit mehreren Kindern, aber nur einem Gerät. Hier haben wir seit Anfang Januar umgestellt. Die Aufgaben werden bereits am Vorabend um 18 Uhr freigeschaltet und müssen erst am Folgetag um 18 Uhr abgegeben werden. Für diese Regelung hat es insbesondere von Ihnen, liebe Eltern, nur Lob gegeben – Dankeschön!

Ein wenig anders sieht es bei den Rückmeldungen aus. Sie als Eltern wünschen sich oft mehr Rückmeldungen für Ihr Kind. Hier möchte ich euch / Sie aber einmal bitten, in die Rolle der Lehrkraft zu schlüpfen. Eine Lehrkraft stellt bei sechs Unterrichtsstunden am Tag oft für sechs verschiedene Lerngruppen Aufgaben. Bei unseren Klassenstärken bedeutet dies, dass am späten Nachmittag und Abend bis zu 150 (!) Aufgaben zurückgeschickt werden. Die Lehrkraft kontrolliert zunächst, ob überhaupt alle abgegeben haben und nimmt Kontakt zu Schülerinnen und Schülern / Eltern auf, wenn etwas fehlt. Dann versuchen wir, die Vollständigkeit zu prüfen und geben zu einzelnen Aufgaben Rückmeldungen. Ich hoffe, ihr versteht / Sie verstehen, dass es aus Zeitgründen einfach nicht möglich ist, dies täglich für 150 Aufgaben zu leisten – das geschieht im regulären Unterricht ja auch nicht! Manchmal entsteht bei uns Lehrerinnen und Lehrern leider auch der Eindruck, dass die Rückmeldungen zu wenig Beachtung finden, bzw. nicht so zielführend genutzt werden, wie wir es uns wünschen würden. Darüber sind wir als Lehrerinnen und Lehrer enttäuscht, denn darin steckt für uns viel Arbeit.

Ich kann euch und Ihnen versichern, dass die Lehrkräfte im Augenblick sehr viel arbeiten und alles versuchen, um mit euch und Ihnen gemeinsam gut durch diese anspruchsvolle Zeit zu kommen – aber es gibt eben auch Grenzen: Ein Tag hat nicht mehr als 24 Stunden! Ich hoffe, ihr könnt / Sie können diesen Aspekt jetzt etwas besser einordnen.

Eingehen möchte ich hier auch gerne auf die Videokonferenzen. In den Medien wird oft der Eindruck vermittelt, als ob Distanzunterricht nur dann gut sei, wenn möglichst viele Videokonferenzen stattfinden. Wir sehen das etwas anders. Kein Kind kann sich wirklich sechs Stunden am Tag bei Videokonferenzen konzentrieren. Diese Konferenzen können ohne Frage eine Bereicherung sein, sowohl wenn es darum geht, etwas Neues zu erklären als auch zur Kontaktpflege. Vor allem die Jüngeren genießen es, sich zu sehen und auch mal als Gruppe miteinander sprechen zu können. Es gilt bei Videokonferenzen aber auch die technischen Voraussetzungen zu bedenken. Es haben nicht alle unserer Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit teilzunehmen. Da es aber unser Anliegen ist, möglichst alle mitzunehmen, sind zu viele Videokonferenzen allein deshalb für unsere Schülerschaft nicht der richtige Weg. Es kommt noch hinzu, dass wir in Bönen einfach nicht flächendeckend ein leistungsstarkes Internet vorfinden – auch das gilt es zu berücksichtigen. Wir meinen, eine gute, im Idealfall abwechslungsreiche Mischung macht den guten Distanzunterricht aus. Dazu gehören neben unterschiedlich gestalteten Aufgaben als Hilfestellung auch Erklärvideos – selbst erstellt oder Hinweise auf entsprechende Links-   und auch, aber eben nicht nur, die ein oder andere Videokonferenz, wenn sie passt oder einen Mehrwert bringt. Hier wünschen sich die Kolleginnen und Kollegen dann allerdings auch, dass alle Schülerinnen und Schüler (sofern technisch möglich) vollzählig und auch sichtbar, also mit eingeschalteter Kamera, teilnehmen.

Sie als Eltern sind in der Frage, wie häufig solche Videokonferenzen stattfinden sollten, geteilter Meinung. Etwa die Hälfte von Ihnen wünscht sich mehr Konferenzen, die andere Hälfte meint, die Anzahl sei so genau richtig oder sogar schon zu hoch. Auch dies spricht dafür, dass der von uns gewählte Mittelweg für unsere Rahmenbedingungen genau richtig sein dürfte.

Ich bin der Meinung: Jede Kollegin, jeder Kollege hat jetzt einen Weg gefunden, seinen Lerngruppen gerecht zu werden und handelt sehr verantwortungsbewusst. Genau deshalb läuft es in der Regel gut, so wie es jetzt gerade ist!

Wir alle, ihr, die Schülerinnen und Schüler, Sie, die Eltern und wir als Lehrkräfte stehen in diesen Zeiten des Distanzunterrichts vor großen Herausforderungen. Gemeinsam versuchen wir alles, um schulische Bildung auch unter diesen Rahmenbedingungen zu ermöglichen, zu unterstützen und Kontakte zu halten. Ich weiß, viele geraten langsam an ihre Grenzen oder sind es bereits. Lasst uns, lassen Sie uns noch ein wenig durchhalten und hoffen, dass bald wieder mehr Normalität einkehrt und wir wieder gemeinsam in der Schule lernen und arbeiten können. Bis dahin wünsche ich mir und uns, dass wir alle als großes Team zusammenhalten und versuchen, positiv nach vorne zu blicken und immer wieder all das Viele, das uns gemeinsam gut gelingt, in den Blick nehmen. Nur als Team sind wir auch weiterhin stark! Dazu wünsche ich uns allen ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen! Und - vielleicht trägt dieser Brief ja ein bisschen dazu bei, weiter motiviert mitzumachen!

Bis hoffentlich bald in der Schule!

Herzliche Grüße

Petra Coerdt

Eintrag vom 18.02.2021